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Dornröschen auf der Kohlehalde

Wir sind hier nicht im Rurpott, aber Kohle und Tagebau war hier lange Zeit auch ein großes Thema und die Zeche einer der größten Arbeitgeber. Die Kohle in unserer Region gibt es in braun und in schwarz.

Die braune Kohle hat uns ein paar gigantische Löcher hinterlassen, wo einige der größten Baumaschinen der Welt langsam die Landschaft auffressen. (Im Virtuellen Museum dokumentieren wir das Leben der Orte im Umland). Die schwarze Kohle hat uns dahingegen einige Hügel hinterlassen, die sich aus über die Jahre angefahrenem Abraums aufgetürmt haben – auch ganz nett, oder?

Heute ist mein Plan drei solcher Hügel zu besteigen und zu erkunden – natürlich weiß ich vorher nicht, ob man dort überhaupt hinauf steigen kann – oder gar darf. Über ein Waldgebiet, das mich vor den etwas anstrengenden 34° bewahren, nähere ich mich der ersten Halde.

Prima, Google weist die Höhe mit ca. 200 Meter aus und es gibt einen Aussichtspunkt. Das Besteigen sollte dann ja möglich sein. Der Rand der Halde ist mit Dornbüschen und Brennnesseln gesäumt, aber wen würde das schon abhalten. Mich jedenfalls nicht und ich steige ins dichte Gebüsch, um den laut Karte etwas weiter oben liegenden Weg zu erreichen. Nachdem die Büsche vor mir eine Höhe von zwei Metern erreichen komme ich uns Grübeln: Umkehren ist angesagt.

Ich folge dem Rand der Halde weiter: da ist ein ganz normaler Weg, wer hätte das gedacht? Ok, dann habe ich mir umsonst die Beine aufgerissen. Meine Hose ist auch schon gespickt mit kleinen Blutflecken. Das sieht nach spektakulärem Survival aus. Ich steige die Halde hinauf, der Boden ist schwarz, teilweise sind Backsteine und schwarze Klumpen im Boden. Das ist relativ typisch für diese Kohlehalden. Die Natur dominiert hier bereits wieder – das ist gut so. Nicht so gut ist es, dass die Leute auch schon wieder Müll hier mitten im Nichts (ich laufe ja nicht auf den Wegen und trotzdem liegt hier Müll) hinterlassen haben. Der Aufstieg ist durchaus hart, 200 Meter steil den Hang hinauf. Oben abgekommen ist es weiterhin waldig und man hat leider keinen freien Blick. Beim Abstieg am Rand gibt es aber ein paar Panorama-Momente.

Unten angekommen irre ich zum nächsten Berg. Neubaugebiete sind ja so gemein – auch als Fußgänger endet man in Sackgassen, obwohl der gesuchte Weg direkt hinter den Grundstücken verläuft. Einen Weg dorthin sucht man vergebens. Schließlich komme ich an Bahngleisen aus, die kann ich mit einer kleinen Unterführung queren und entscheide mich für den Trampelpfad Richtung Wald – und Richtung Halde. Der Trampelpfad endet bald und ich laufe tiefer in und durch den Wald. Ein Zaun hält mich davon ab weiter zu kommen, ich laufe daran entlang, bis ich wieder weiter in meine gewünschte Richtung komme.

Ich blicke auf ein Dickicht aus Brombeeren und anderem “Stachelzeugs”. Der gesuchte Weg muss direkt dahinter sein. Ich wage mich weiter hinein, die Dornenranken schlingen sich erbarmungslos um meine Beine und immer wenn ich ein Bein herausziehe, ziehen die Ranken dabei mit ihren Dornen längliche Schlitze in meine Beine. Es brennt. Es blutet – tut aber zum Glück nicht so weh. Ich gehe immer weiter, treffe einfach aber nicht auf den gesuchten Weg. Wie lang bin ich eigentlich schon in diesem Dornenwald? 30 Minuten? Das Schreiten durch die Dornen ist unfassbar anstrengend, jeder Schritt genau ausgelotet, jede Bewegung langsam und behutsam.

Es reicht: ich drehe um und gehe den gleichen wieder zurück. Auch wieder durch die Dornen. Ich habe ja jetzt Übung, aber: Dornröschen muss warten und ich werde die nächste Halde ein anderes mal besuchen..

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