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Lüttich in einem Wort

Sag es in einem Wort! Das ist eine schwierige Aufgabe: etwas in einem Wort zu charakterisieren. Neulich waren wir in Mailand. Davon habe ich öfter erzählt und ich habe es hauptsächlich als “laut” in Erinnerung. Und Lüttich? Es tut mir auch leid, aber wo ich auch hier laufe fällt mir das Wort “schmutzig” ein.

Es ist so, also hätte jemand säckeweise Schmutz und Staub auf diese Stadt regnen lassen und dann anschließend nicht mehr sauber gemacht. Es ist ein Platz voller Gegensätze. Kultur, Plätze und Bauwerke. Ja, die gibt es. Wald. Hügel und Villenviertel. Gibt es natürlich auch, ich finde die aber nur weiter außerhalb.

Bemerkenswert finde ich, dass auch die Villen nicht immer tipptopp in Ordnung sind. Hier mal ein Riss in der Fassade, dort mal ein Schaden am Dach und die heruntergelassenen Rolladen unglaublich schmutzig. Viele dieser Villen entdecke auf dem Weg zur Universität. Die ist vor allem erst einmal: oben. Auf der Karte liegt die Uni rechts von mir, mein Weg führt mich aber in die andere Richtung und ich denke das Unigelände damit verpasst zu haben.

Etwas weiter treffe ich aber auf unglaubliche viele und große Gebäude. Viele davon sind leer, sehen verlassen aus und auch der Zustand ist oft eher schlecht. Am meisten beeindruckt mich ein Sportgelände mit dutzenden von Turnhallen, Bauten aus Beton mit kleinen Scheiben, die einen Blick auf typische Sportgeräte freigeben, große Hallen mit Eternitdächern. Dem Zustand nach und weil niemand hier zu sein scheint denke ich schon, dass die ganzen Bauten verlassen sind. Das scheint aber nicht so zu sein. Hinter den Bauten entdecken ich jede Menge Parkplätze mit neuem Asphalt und neuer Schrankenanlage. Aber auch hier wächst die Bepflanzung schon überall durch.

Ich habe noch einige Nebenarme der Maas zu überqueren, das ist mir laut Karte ganz gut gelungen. Nun trennt mich ein großer bewaldeter Hügel von dem Baugebiet, das in der gewünschten Richtung liegt. Da es keinen Weg gibt, muss ich den relativen steilen Hügel quer durch das Grün hinaufklettern. Ich finde mich auf der Rückseite der Häuser im Wohngebiet und scheine nicht an den Häusern vorbei auf die Straße zu kommen. Es gelingt mir dann doch mich durch die Büsche zu schlagen und ohne über ein Grundstück klettern zu müssen auf die Straße zu gelangen.

Interessant: hier oben stehen auch wieder viele Villen, es gibt lauter Sackgassen und nur eine einzige Straße führt in den Ort. Das habe ich jetzt schon öfter gesehen: Setze die Reichen und Schönen auf den Berg mit schöner Aussicht, sperre die einzige Straße gegen den Pöbel ab, indem sie als “privat” gekennzeichnet wird und schon hat man seine Ruhe.

Die letzten Kilometer führen mich wieder mitten in den Pöbel, der in Lüttich dann eben “Down Town” wohnt. Down Town ist aber nicht nur gleichmäßig unten, die Lütticher haben es auch super drauf, die nächste Seitenstraße mit einer zwanzigprozentigen Steigung auszustatten. Nachdem ich drei dieser Straße mit letzter Kraft hinauf gekommen bin endet mein Abenteuer für heute in Lüttich.

d