gut gut

Voll auf Kohle

“Und wie komme ich hier jetzt wieder runter?” – eine Frage, die ich mir heute öfter gestellt habe. Heute geht es um das Bergsteigen im Flachland. Der Tagebau macht’s möglich – neben vielen Arbeitsplätzen bis vor einigen Jahren hat uns die Zeche noch einige Erhebungen in der Landschaft hinterlassen. Von diesen habe ich eine letzte Woche bestiegen und bin auf dem Weg zum nächsten an ein paar mannshohen Brombeerbüschen gescheitert.

Daher nähre ich mich den drei Hügeln heute direkt von der anderen Seite. Im Bild unten sieht man die kleinen Berge im Überblick. Immerhin 200 Meter hat Berg 1.

Drei-Halden-Tour

Durch das Broichbachtal laufe ich in einen Ort, über dessen Dächern sich der erste Hügel bereits zeigt. Das ging schnell. Erfreulicherweise finde ich keinen Zaun und keine Absperrung vor, aber auch hier wollen mir großflächige Wiesen aus Dornbüschen die Laune verderben. Direkt am Rand der Wohnsiedlung finde ich aber einen schmalen Pfad in das Dickicht. Wie ein Weg sieht das hier irgendwie schon aus, aber leider ist ein Großteil bereits wieder zugewachsen. Ich arbeite mich mühsam durch das Grün um den Hang herum. Alle Versuche, den Berg hinauf zu kommen, lasse ich lieber direkt bleiben. Schließlich gelange ich aber doch zu einem erdigen, schwarzen Aufgang.

Der Weg hinauf ist anstrengend, aber gut machbar. Oben ist eine spärlich begrünte Ebene, der Ausblick ist super. Von hier oben sehe ich auch sehr gut den nächsten Zweihunderter. Dann ist ja auch klar, in welche Richtung ich diesen Berg nun hinter steigen sollte – wäre denn da bloß ein Weg. Das kann doch nicht wahr sein.

Nach langer Suche entdecke ich schließlich doch einen abschüssigen Pfad – sieht mir aus, wie eine Ausspülung vom Regen. Wenn das Wasser da runter kann, dann kann ich es auch. Das geht sogar gar nicht so schlecht: nach 10 Minuten bin ich wieder an der Straße, direkt gegenüber erwartet mich schon der “Eingang” zur nächsten Halde: ein abgeschlossenes Tor, das einsam im Grün herumsteht. Links und rechts kann man einfach daran vorbei gehen. Hey, das geht dieses mal einfacher. Offenbar die alte LKW Zufahrt, die mich den Berg hinauf führt.

Oben erwartet mich ein kleiner Dschungel. In diesem muss ich zum Glück nur einige Meter durch die Brombeeren, danach bin ich auf einer großen Wiese. Nichts deutet darauf hin, dass ich hier oben auf einem Berg bin. Ringsherum stehen Bäume, so dass ich den Rand nicht sehen kann. Ich komme aber relativ schnell wieder an den Rand und sehe: den nächsten Berg, na klar. Ich muss nicht einmal ganz hinunter, die beiden Halden schließen sich direkt aneinander an.

Der Weg auf dieser Seite ist – naja, da ist kein Weg. Zur Hochzeit des Tagebaus mag hier mal ein Weg gewesen sein, ich kann es noch ahnen. Den wenigen Spuren folgend kämpfe ich mich nach oben. Habe ich erwähnt, dass auf diesem Boden mit Vorliebe Brombeeren wachsen? So viele Brombeeren: man könnte eine Obstfabrik eröffnen.

Schließlich gelange ich an den Punkt, den ich für “oben” halte. Einen richtigen Ausblick habe ich hier leider nicht, daher suche noch ein wenig weiter. Tatsächlich gibt es ein paar Trampelpfade an den Rand. Zeit für den Abstieg: Brombeeren voraus. Berg runter durch die Stacheln ist keine gute Idee. Ich muss einen anderen Weg finden. Auf der anderen Seite sind nur Farne – das wird sich doch machen lassen. Ich tauche in kleinen Farnenwald ein. Die kleinen Farne gehen mir bald bis zur Brust. Ich kann den Boden nicht mehr sehen und rutsche von Zeit zu Zeit aus. Brombeeren voraus. So hat das keinen Sinn. Auf allen Vieren klettere ich das Stück Abhang wieder hinauf. Das war wohl nichts.

Ich erkunde weiter den Rand des Plateaus, bis ich eine kleine schwarz-graue Spur im Hang entdecke. Mein Weg. Der schwarze Untergrund ist ein Mischung aus kleinen Steinen und Schlacke, in der sich manchmal ein paar kleine Bruchsteine tummeln. Und dieses Zeug ist wirklich unglaublich instabil. Einerseits sinke ich mit dem Schuhen vollständig ein, anderseits bietet der Untergrund im Hang wirklich keinerlei Halt. Ich fühle mich so etwa wie ein Skater oder Surfer und lasse mich halbwegs kontrolliert den Hang herunter schliddern, bis ich immer wieder Halt auf einigen wenigen Grünpflanzen finde. Das Ganze ist ein Mischung aus Konzentration, Gleichgewichtsübung und Kraft, weil ich mich ständig in der Hocke befinde. Ich erreiche eine dünne Baumreihe – weit kann es nicht mehr sein. Die letzten Meter kann ich wieder normal gehen. Ein Maisfeld trennt mich von der nächsten Straße, aber das Feld ist nicht zugänglich. Wer hätte das gedacht: Brombeeren.

Ich bin gezwungen wieder ein Stück den Hang hinauf zu klettern, um mich länge am Maisfeld zu bewegen. Schließlich entdecke ich die schmale Lücke zum Feld (sollte das wirklich vor mir schon jemand gemacht haben?). Ich gehe hindurch und stehe im Maisfeld. Da ich keinen anderen Weg sehe, gehe ich einfach in das Feld und passiere die ausgewachsenen Pflanzen. Das geht echt gut, und kaputt mache ich dabei auch nichts. Nach wenigen Minuten bin ich auf der anderen Seite und stehe am Rand einer Straße. Geschafft! Der Rest ist einfach nur Straße, das reicht auch für heute. So hart war es noch nie.

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