wunderbar

Niemandsland und Wall Street

Da denkt man, man hätte im Umkreis schon alles gesehen – so ist es aber nicht. Immer wieder tuen sich kleine Flecken, andere Orte und schöne Landschaften auf, die es zu entdecken gilt. Ich starte im legendären Opgrimbie direkt am Rand des Nationalsparks Hoge Kempen. Na gut, na gut, so ein richtig großer Ort ist Opgrimbie nicht wirklich. Ich entkomme dem Örtchen entlang eines verfallenen Schulhauses in Richtung Nationalpark.

Ein kleiner See lockt mich in den Wald hinein und ich folge dem See bis zu einem Zaun. Irgendwie geht der Weg ja immer weiter. Hier aber nicht, ich laufe eine große Schleife bis zum Ausgangspunkt. Sehr ärgerlich. Soll ich über den Zaun oder eine Lücke suchen? Ich entscheide mich Außen herum zu laufen. Eine wirkliche gute Idee, denn der Zaun ist wirklich tip top in Form und hat an der Außenkante eine Länge von mehreren Kilometern. Da wäre ich niemals herausgekommen – Glück gehabt.

Ich laufe tiefer in den Wald und bislang waren die Wälder in Belgien irgendwie … komisch. Seltsame Zahnstocher, manchmal auch grün. Hier ist das zum Glück nicht so. Der Wald ist vielfältig, grün und dicht. Alle paar hundert Meter kann man ins Dickicht eintauchen und in engen Trampelpfaden Slalom laufen. Leider verpasse ich einen echten Spukort: den “Friedhof der Verrückten”. Obwohl, ob ich das wirklich bedauere. Das sieht schon wirklich sehr gruselig aus.

Mit etwas Navigationshilfe gelange ich wieder aus dem Wald. Auf riesigen, grünen Wiesen weiden eine Reihe Pferde in aller Ruhe. Am Wegende gibt es einen kleinen Streichelzoo mit Schafen, Eseln und Hühner und ein paar Rehen. Die nächste Station ist die Domäne Pietersheim. Ein Anwesen, ein Park, ein Wasserschloss. Wie so oft darf man das Gelände einfach betreten und ich sehe mich in Ruhe um. Ein Hochzeitsgesellschaft hat sich entschieden die Schlossmauern als Kulisse für ein paar Fotos zu benutzen. Ich laufe nicht durchs Bild, sehe mich aber überall auf dem Gelände um.

Weiter durch den Ort erreiche ich einen kleinen, ruhigen Wasserkanal, der parallel zur Maas läuft. Hier gibt es nicht viele Häuser, der Weg läuft am Kanal entlang und ist gesäumt mit hohem Gras und bunten Blumen. Ich folge dem Weg bis zu einem Flussdelta (Kanaldelta?!?), von dort folge ich dem anderen Ast bis zu einer nahegelegenen Schleuse. Hier wartet gerade ein vollgeladener Ausflugsdampfer darauf, eine Etage tiefer die Weiterfahrt anzutreten. Auf der anderen Kanalseite liefere ich mir ein heftigen Lauf-Zweikampf mit einem deutlich älteren Läufer. Ich überhole ihn immer wieder, muss aber nach fast 20km auch immer wieder eine Pause mache. Und er überholt mich wieder 🙂

Das letzte Stück führt mich über eine dieser fiesen, belgischen Straßen. Man darf 70 oder 90 km/h fahren, obwohl Häuser am Straßenrand etwas zurück liegen. Die Straße ist zweispurig in jeder Richtung. Ich entschließe mich daher eine Seitenstraße zu laufen und entdecke aus der Ferne den Ortskern “Oud Rekem”. Da habe ich wohl Glück gehabt, denn es gibt hier nicht nur einen wunderschönen Ortskern (der mal den Preis “Schönster Ort in Flandern” in erhalten hat), sondern auch ein großes Schloß: das D’Aspremont-Lynden Schloss. Wie sich herausstellt, gibt es sogar einen Zusammenhang zur Psychiatrie und damit zum Friedhof der Verrückten. Brrr…

Ich umlaufe das Schloss und finde mich wieder mitten im Grünen. Weiter den Weg entlang entdecke ich kilometerlange Gewächshäuser, bzw. Pflanzanlagen mit Foliendach. Meiner Meinung nach sind das alles Bohnen und endlose Reihen erstrecken sich mehrere hundert Meter in die Landschaft hinein. In dieser Größe und Menge ist das echt beeindruckend. Schließlich gelange ich wieder auf die Hauptstraße zur Windmühle “Stormvogel”, die in modernes, italienisches Restaurant beheimatet. Hey, genau hier war ich letzte Woche auch schon. Und damit kreuzt sich meine Tour durch Zufall einige hundert Meter mit der von letzter Woche. Kurz vor Ende der Tour laufe ich an einer langen Stadtmauer vorbei. Die Straße heißt standesgemäß “Wal Straat” – einen besseren Namen ist den Amis ja auch nicht eingefallen 😉

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